Erwin, wie kam Ihre Zusammenarbeit mit Hager eigentlich zustande?
Sie wuchs wie ein zartes Pflänzchen, langsam von unten nach oben.
Was heißt das konkret?
Bei Hager haben wir nicht mit Design begonnen, sondern mit dem Designprozess, der Arbeit an der Methode. Wir haben gezeigt, wo wir arbeiten, wie wir arbeiten und wie wir denken. Bevor eine Pflanze wachsen kann, muss sie erst einmal Wurzeln schlagen.
Und dann?
Dann mussten wir die Theorie in der Praxis beweisen, ausgerechnet an einem Modulargerät! Hier war der Gestaltungsspielraum von Anfang an äußerst begrenzt. Das kleinste Detail wurde zur größten Herausforderung. Doch in enger Zusammenarbeit mit Konstrukteuren von Hager konnten wir plausibel zeigen, wo die Reise hingehen kann.
Wo ging die Reise hin?
Schon mit dem ersten Projekt erreichten wir das Etappenziel: die Akzeptanz im Markt. Dadurch wuchs die Zuversicht bei Hager – was viele weitere Projekte zur Folge hatte und sich schließlich bis zur Hager-Geschäftsführung hochsprach. So wurde aus dem zarten Pflänzchen allmählich ein stabiler Baum, der auf Verständnis und Vertrauen fußt.
Was war das spannendste Produkt, das Sie für Hager gestaltet haben?
Spannend ist nicht immer das Produkt an sich. Erst der Blick, den man darauf richtet, macht es spannend. Ein Sportwagen ist vielleicht auf den ersten Blick interessant, ein Lichtschalter auf den zweiten, ein Modulargerät auf den dritten. Man muss so lange hingucken, bis das Produkt seine verborgenen Möglichkeiten preisgibt. So gesehen, gibt es bei Hager nur spannende Produkte!
Klingt spannend! Können Sie das näher erläutern?
Die Spannung entsteht bei Hager nicht an der Oberfläche eines Produkts, sondern in der Tiefe. Hager bietet uns die seltene Gelegenheit, die ganze Bandbreite unserer gestalterischen Möglichkeiten zu entfalten – bis hinein ins kleinste, blickabgewandteste Detail. Da wird der Designer zum Entdecker, auch wenn er nur am Reißbrett sitzt. Je tiefer ich schürfen kann, desto mehr steigt meine Begeisterung – und desto größer ist meine Zufriedenheit am Ende.
Welche Produkte von Hager benutzen Sie persönlich zu Hause?
Interessanterweise verwende ich die deutsche Schalterlinie kallysto®, obwohl ich in Frankreich wohne. Allerdings betrachte ich “meine” Schalter nicht als Trophäen an der Wand, sondern als lebendige Forschungsobjekte. Ich möchte eigene Erfahrungen damit sammeln, über Jahre hinweg. Das ist etwas anderes als Tests im Labor oder Gruppendiskussionen. Wer weiß, was sich durch diese Langzeiterfahrung noch an Möglichkeiten offenbart – die dann in Weiterentwicklungen oder neue Produkte einfließen.
Wie wird sich das Design von Hager in den nächsten Jahren verändern?
Strom wurde früher in erster Linie mit Gefahr assoziiert. Mittlerweile ist er unser Freund geworden. Dazu hat Hager entschieden beigetragen. Hager hat der Energie ein Gesicht gegeben. Dieses Gesicht darf auch in der aktuellen Energiedebatte nicht das Gesicht verlieren. Neben Sicherheit und Zuverlässigkeit treten Ökologie und Nachhaltigkeit immer mehr in den Vordergrund. Diese Aspekte gilt es, über die Produkte erfahrbar zu machen – ohne den technischen und ästhetischen Anspruch zu vernachlässigen.
Wie viele Produkte haben Sie bereits für Hager gestaltet?
Keine Ahnung … ziemlich viele!